Tisch, auf dem ein Laptop, eine Kaffeetasse und Schreibunterlagen liegen.
Maureen Stum

Homeoffice und die neue Zweiklassengesellschaft

Die Corona-Pandemie hat die Digitalisierung der Arbeitswelt beschleunigt. Fast ein Viertel der deutschen Angestellten musste seinen Arbeitsplatz ins Homeoffice verlagern. Die Beschränkungen wurden im Sommer 2022 größtenteils wieder aufgehoben, die Möglichkeit zum Homeoffice ist aber in vielen Unternehmen geblieben. Zur Freude der meisten Angestellten.

Dennoch gibt es auch eine große Menge an Menschen, die ihren Beruf nicht in den eigenen vier Wänden ausüben kann. Die Folge: eine Zweiklassengesellschaft. Im Folgenden erfahren Sie, welche Konsequenzen eine homeoffice-bedingte Zweiklassengesellschaft mit sich bringt. Wie können Arbeitgeber dem entgegenwirken?

Gibt es eine Homeoffice Pflicht?

Während der Corona-Pandemie waren Arbeitgeber verpflichtet, ihren Arbeitnehmern Homeoffice anzubieten, soweit keine betrieblichen Gründe entgegenstanden. Für Beschäftigte, die ihre Tätigkeit nicht im Homeoffice ausüben konnten, hatten Arbeitgeber durch geeignete Maßnahmen den gleichwertigen Schutz sicherzustellen.

Bis dato galt die gesetzliche Homeoffice-Pflicht als Teil des sogenannten Infektionsschutzgesetzes, das unter dem Namen „Notbremse“ Eingang in den Sprachgebrauch fand. Am 30. Juni 2022 lief die Homeoffice-Pflicht für Unternehmen aus. Wichtig zu wissen: Sowohl vor als auch nach der Corona-Pandemie ist die Homeoffice-Pflicht nicht gesetzlich verankert.

Das bedeutet, Arbeitgebern steht frei, ob sie ihren Arbeitnehmern die Möglichkeit zum Arbeiten in der heimischen Umgebung ermöglichen, teilweise ermöglichen oder gar nicht ermöglichen. Dennoch ist eine steigende Tendenz zu erkennen.

Nicht alle können im Homeoffice arbeiten

Im Jahr 2021 haben 24,8 Prozent der Erwerbstätigen in Deutschland aus dem Homeoffice gearbeitet. 17,2 Prozent nutzten täglich oder mindestens die Hälfte der Arbeitszeit die Möglichkeit zum mobilen Arbeiten. Der Anteil der Erwerbstätigen, die weniger als die Hälfte der Arbeitstage von zu Hause aus arbeiteten, lag in diesem Jahr bei 7,7 Prozent. Während der Corona-Pandemie ist der Anteil stetig gestiegen. So arbeiteten im Jahr 2019 12,9 Prozent im Homeoffice; 2020 waren es bereits 21,0 Prozent. 

Viele Berufsgruppen waren allerdings sowohl vor als auch nach der Krise nicht von den Diskussionen um das Homeoffice betroffen. „In den heutigen Debatten um das mobile Arbeiten und flexible Arbeitszeiten wird gerne vergessen, dass es in Deutschland eine große Menge von Menschen gibt, die nicht remote arbeiten können. Dazu gehören zum Beispiel Jobs in der Produktion, im Einzelhandel, in der Pflege oder im Krankenhaus. Die Folge ist eine Zweiklassengemeinschaft“, erklärt Stephan Seidenfad, bAV-Experte und Geschäftsführer der von Buddenbrock Unternehmensgruppe.

Der Homeoffice-Anteil ist bei den Berufen am höchsten, in denen Angestellte überwiegend am Schreibtisch arbeiten. Folgende Berufsgruppen arbeiteten im Jahr 2021 remote:

  • Führungskräfte: 43,2 Prozent
  • Wissenschaftler: 52,5 Prozent
  • Techniker und gleichrangige nichttechnische Berufe: 27,4 Prozent
  • Bürokräfte, kaufmännische Angestellte: 27,9 Prozent
  • Dienstleistungsberufe, Verkäufer in Geschäften und auf Märkten: 6,4 Prozent
  • Fachkräfte in der Landwirtschaft und Fischerei 21,5 Prozent
  • Handwerks- und verwandte Berufe 6,4 Prozent
  • Anlagen- und Maschinenbediener sowie Montierer: 1,8 Prozent
  • Hilfsarbeitskräfte: 2,3 Prozent

(Quelle)

Lösungsansätze: So gestalten Arbeitgeber das Arbeiten außerhalb des Homeoffice attraktiv

Arbeitgeber stehen aufgrund des Fehlens einer gesetzlichen Grundlage vor der Herausforderung, eine individuelle Homeoffice-Regelung bei sich im Unternehmen zu finden und dabei auf die Bedürfnisse aller Beschäftigten zu achten. Wie können sie dieses Thema optimal angehen?

Lösungsschritt 1: „Das Arbeiten im Homeoffice ist nicht das Maß aller Dinge. Das Arbeiten vor Ort ist nicht per se etwas Schlechtes. Auf Grundlage der heutigen Debatten kann schnell der Eindruck entstehen, dass Angestellte, die vor Ort arbeiten müssen, benachteiligt sind. Hier sind Arbeitgeber am Zug. Indem sie das Arbeiten vor Ort vogue gestalten, geben sie ihren Angestellten neue Anreize ins Büro zu kommen. Indem sie den Menschen als Individuum ins Zentrum rücken sowie Unterschiede zwischen den Qualifikationen von Mitarbeitern eliminieren, können sie neue Arbeitsrahmenbedingungen schaffen. Dieser Paradigmenwechsel ist das Werte-Fundament der New Work-Bewegung.“

Lösungsschritt 2: „Auch die Führungsebene und die Mitarbeiter aus der kaufmännischen Abteilung sollten mit einer angemessenen Mannstärke vor Ort sein. Nur so kann bei den Mitarbeitern das Gefühl ankommen, dass das Arbeiten im Büro mit den Kollegen sogar besser sein kann als das Arbeiten im Homeoffice – und es eben keine zwei Klassen gibt.“

Lösungsschritt 3: „Besteht ein Unternehmen aus verschiedenen Bereichen wie zum Beispiel Produktion und Verwaltung oder Krankenhaus, Pflegedienst und Verwaltung, können Arbeitgeber über ein Benefit-Modell eine besondere Wertschätzung herstellen. Diese Benefits kommen speziell den Menschen zugute, die nicht aus dem Homeoffice arbeiten können. Zudem gewährleisten sie eine Flexibilisierung des Arbeitsplatzes.“

Lösungsansätze im Kampf gegen die Zweiklassengesellschaft und für ein gutes Teamplay

  1. Kommunikation und Abstimmung
  2. Wertschätzung
  3. Alternative Zugeständnisse
  4. Keine Dogmen
  5. Teamplay

Fazit: Das Wir-Gefühl im Kampf gegen die Zweiklassengesellschaft

Nicht alle Berufsgruppen haben die Möglichkeit, ihren Job aus den heimischen vier Wänden auszuüben. Zum Beispiel Angestellte, die ihren Dienst beispielsweise in der Produktion, im Krankenhaus, der Pflege oder der Landwirtschaft ausüben, müssen physisch vor Ort sein.

Die Arbeitsrealität zwischen Unternehmen verschiedener Branchen kann durch den Faktor Homeoffice noch weiter auseinander divergieren. Was als gesamtgesellschaftliche Herausforderung nach politischen Lösungen schreit, findet innerhalb der Betriebe eine Fortsetzung. Auch verschiedene Abteilungen profitieren in einem enormen Ungleichgewicht von Homeoffice-Regelungen. Man stelle nur Produktion und Verwaltung einander gegenüber.

Arbeitgeber können diesem Spannungsfeld entgegenwirken, indem sie das Arbeiten im Büro attraktiver gestalten oder Benefit-Modelle (für bestimmte Gruppen) schaffen. „Ganz wichtig ist das Wir-Gefühl. Wenn Arbeitgeber ein Spannungsfeld im Unternehmen bemerken, sollten sie das Team zusammenbringen. So können Lösungen erarbeitet werden, die mehr Flexibilität bieten. Die Vorteile: ein Verschwinden der Zweiklassengesellschaft und die Stärkung der Kommunikation im Unternehmen.“

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Stephan Seidenfad

Geschäftsführer und Gründer Experte für die Themengebiete: bAV, Recht & Steuern, kAV, Digitale Lösungen und Absicherung

Stephan Seidenfad | von Buddenbrock

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