Mehr denn je steht das Thema Nachhaltigkeit im Fokus unseres Handelns. Das Blatt hat sich mittlerweile auch bei großen institutionellen Kapitalanlegern gewendet: In der Vergangenheit investierten Unternehmen nicht selten Gelder in umstrittene Branchen wie die Waffenindustrie, in Kohle- und Kernkraftwerke oder Gentechnik-Unternehmen. Die Devise schien einfach zu sein: Der Profit steht über dem Verantwortungsbewusstsein. Dabei geht es auch anders, wie die Trendwende bestätigt.
Glücklicherweise nutzen heute immer mehr Unternehmen ihre Position, um an der Entwicklung von zukunftsfähigen Praktiken mitzuwirken. Wie sieht es in diesem Zusammenhang mit der betrieblichen Altersvorsorge (kurz: bAV) aus? Können Unternehmen auch dieses Vorsorge-Modell ökologisch nachhaltig gestalten und welche Vorteile bietet die grüne Betriebsrente?
Trendwende absehbar?
Nachhaltigkeit hat in der betrieblichen Altersvorsorge bislang keine große Rolle gespielt. Heute lenken Unternehmen neben der Rendite mehr und mehr den Fokus auf Verantwortung und das Wohlergehen ihrer Mitarbeitenden. Immer häufiger trifft man in diesem Zusammenhang auf das Kürzel ESG, mit dem die Verantwortungsbereiche für Unternehmen hinsichtlich der Nachhaltigkeit definiert werden.
Hinter der Abkürzung steckt nicht nur eine EU-Verordnung, sondern eine zukunftsorientierte Idee: So steht das „E“ für Environment und beinhaltet beispielsweise die effiziente Nutzung von Energie und Rohstoffen. Das „S“ steht für Social und bezieht sich auf alle sozialen Themen, die innerhalb eines Unternehmens anfallen. Der dritte Buchstabe der Abkürzung, das „G“, steht für Governance und umfasst Aspekte der Unternehmensführung.
Das bedeutet, die EU hat festgelegt, unter welchen Kriterien Unternehmen nach ESG arbeiten. Die Vorteile, die sie davon haben, sind einfach erklärt: Der Zustand der Ökosysteme verschlechtert sich – alarmierend und schnell. Um Lösungen zu finden, die eine bessere Zukunft versprechen, ist nicht nur die Regierung zum Handeln angehalten. Wir alle müssen etwas tun.
Gerade Unternehmen können hier eine Vorreiterrolle einnehmen, indem sie den nötigen Systemwandel mitgestalten und beeinflussen. Das Vorhaben kann zwar kurzfristig mit Geld verbunden sein, Investitionen in ein gutes ESG-Verhalten zahlen sich allerdings auf lange Sicht in jederlei Hinsicht aus. Arbeitgeber zeigen dadurch nicht nur, dass sie mit der Zeit gehen, sondern tun dabei auch noch Gutes.
Des Weiteren kündigt sich für die kommenden Jahrzehnte ein Wechsel der Generationen an, denen die Verantwortung bei Nachhaltigkeitsfragen immens wichtig ist. Auch jüngere Investoren orientieren sich bei ihren Investitionsentscheidungen an nachhaltigen Unternehmen und lassen sich von diesen leiten. Wenngleich ESG-Investitionen inzwischen weit verbreitet sind und Unternehmen diese gut annehmen, fehlen zurzeit Standards für ESG-Kennzahlen. In der weiteren Entwicklung dürften solche Standards aber nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Grüne Betriebsrente: Die Idee hinter der nachhaltigen Form der bAV
Wenn Unternehmen nun grün und nachhaltig investieren möchten, dann halten sie die ESG-Vorschriften ein. Die Investitionen orientieren sich dabei idealerweise in der Kapitalanlage, also in der wirklichen Geldanlage, und auch im Deckungsstock daran, dass sie diese Kriterien erfüllen. Wann sprechen wir dann beispielsweise von einer grünen Betriebsrente? Dieses Vorsorge-Modell setzt sich immer aus zwei Elementen zusammen: Für die Sicherheit gibt es das Thema Deckungsstock. Hier werden die Garantien abgebildet, also die Sicherheit der Beiträge. Darüber hinaus gibt es in einem Investment eine Kapitalanlage. Sind beide Bereiche nachhaltig aufgestellt, sprechen wir von einer grünen Betriebsrente.
Abgesehen vom Sparer, der seinen Fokus immer auf das nachhaltige Sparen lenkt, kam dem Thema Nachhaltigkeit, wie bereits erwähnt, bislang noch keine große Bedeutung zu. Dazu kommt, dass es für die Anbieter von staatlich geförderten Altersvorsorgeprodukten keine Vorgaben im Hinblick auf ethisch-ökologische Kriterien gibt. Die Anbieter sind nach dem Versicherungsaufsichtsgesetz nur dazu verpflichtet, darüber zu informieren, inwieweit sie die Beiträge ethisch, sozial und ökologisch verwenden.
Betrachten wir Nachhaltigkeit unter sozialen und Umweltschutzgesichtspunkten, dann geht es darum, dass der Sparer mehr tun möchte, als nachhaltig Geld anzusparen. Er möchte mit seiner Vorsorge etwas Gutes tun. Das bedeutet, Arbeitgeber und Arbeitnehmer entscheiden sich dafür, in Geldanlagen zu investieren, die die ESG-Rahmenbedingungen erfüllen. Die Nachhaltigkeit im Sinne des ESG kann auch über die reine ökologische Nachhaltigkeit hinausgehen und zum Beispiel auf die Achtung von Menschenrechten, den Verzicht auf Kinderarbeit oder die Korruptionsbekämpfung abzielen.
Der charmante Teil daran: Der Betriebsrentenanteil an der Altersvorsorge ist heutzutage groß. Wenn viele Versicherer ESG-konforme Produkte anbieten, oder auf diese umschwenken würden, dann würde dadurch nicht nur ein immenses Einkaufspotenzial entstehen, sondern der Markt würde auch einen positiven Push erhalten.
Nachhaltigkeit = Verzicht?
Auf der anderen Seite wenden Gegner oft ein, dass es in diesem Zusammenhang um Verbotspolitik und Verzicht üben geht. Dabei möchten Arbeitnehmer mit ihren Investitionen Gutes tun, ohne dabei einen Nachteil zu erhalten. Genau das ist bei der grünen Betriebsrente aber der Fall. Diese ist genauso aufgebaut, dass es keine Nachteile gegenüber einer normalen Betriebsrente gibt.
Die einzige Begrenzung ergibt sich dadurch, dass Arbeitnehmer Geldanlagen ESG-konform anlegen. CO2 wirksame Anlagen in Waffen oder der Schwerindustrie sind ausgeschlossen. Die Art und Weise, wie der Arbeitnehmer gefördert wird, und wie die Betriebsrente funktioniert, sind identisch mit der herkömmlichen bAV. Nur schwingt bei der ESG-konformen Anlage der positive Effekt mit, eben etwas Gutes zu tun.
Fazit: Ist die grüne Betriebsrente zukunftsfähig?
Gerade wenn wir über die 60er- und 70er-Jahrgänge sprechen, ist eine Entwicklung erkennbar: Es wird viele Rentner geben, aber im Gegensatz dazu wenige Menschen, die in die Rentenkasse einzahlen, weil wenig Kinder geboren wurden. Mit dem Ergebnis, dass die gesetzliche Rente nicht ausreichend wird. Wir können lange darüber diskutieren, ob die Rente mit 70 angemessen ist, sie kommt früher oder später.
Im Umkehrschluss bedeutet das, dass Firmen und ihre Arbeitnehmer immer mehr in den Fokus rücken. Durch die Entscheidung für eine grüne Betriebsrente erzielen Arbeitnehmer gleichermaßen wie Arbeitgeber einen langfristigen Impact: Da Arbeitnehmer aufgrund der nicht ausreichenden gesetzlichen Rente sowieso in ihre Altersvorsorge investieren müssen, könnten sie das mit Produkten tun, bei denen jeder Euro einer guten Sache zugutekommt – nämlich dem Erhalt unseres Planeten.