Ein Rentner zählt mit seinen Händen Geld.
Maureen Stum

Glauben Sie noch an die gesetzliche Rente?

Die gesetzliche Rente ist neben der privaten Altersvorsorge und der betrieblichen Altersvorsorge eine der drei Säulen des deutschen Rentensystems. Beitragszahler können sich auf die Sammlung von Entgeltpunkten verlassen und werden am Ende ihres Arbeitslebens eine Rente erhalten. Jedoch häufen sich nicht erst seit heute die schlechten Nachrichten über die Zukunftsfähigkeit der gesetzlichen Rente. In diesem Artikel erfahren Sie, warum es fahrlässig ist, sich nur auf die gesetzliche Rente zu verlassen, wo die Probleme liegen und wie Lösungen aussehen.

Die Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung im Überblick

Das Leistungsspektrum der gesetzlichen Rentenversicherung umfasst:

  • Altersrenten: Den Anspruch auf eine Rente hat nur der Versicherte selbst. Dabei muss er die Voraussetzung des Erreichens eines bestimmten Lebensalters beachten. Außerdem kann der Versicherte die Leistungen nur in Anspruch nehmen, wenn er mindestens eine Zeit lang in die Rentenversicherung eingezahlt hat. Diese Mindestversicherungszeit wird als Wartezeit bezeichnet. Je nach Art der Altersrente werden gegebenenfalls weitere Voraussetzungen notwendig.
  • Erwerbsminderungsrente: Gesundheitliche Einschränkungen können häufig ein Auslöser dafür sein, dass Betroffene nur noch wenige Stunden am Tag arbeiten können. In diesem Fall haben sie die Möglichkeit, eine Rente wegen verminderter Erwerbsfähigkeit zu beantragen. Als Teil- oder Vollrente können die Zahlungen das Einkommen ergänzen oder ersetzen. Der Rentenanspruch wird vorab auf die Leistungsfähigkeit geprüft. Auch hier ist eine Wartezeit von fünf Jahren notwendig. Der Anspruch kommt heute nur noch unter den seltensten Voraussetzungen zustande, sodass eine private oder betriebliche Absicherung der Berufsfähigkeit zwingend ist.
  • Hinterbliebenenrente: Durch die gesetzliche Rentenversicherung sind auch die Hinterbliebenen des Versicherten im Falle des Todes geschützt. Darunterfallen: Witwen- oder Witwerrente, Waisenrente und Erziehungsrente.
  • Grundrente: Versicherte, die eine gewisse Zeit nur über einen unterdurchschnittlichen Verdienst verfügt und Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben, können eine höhere Rente erhalten. Das regelt das Gesetz zur Grundrente, das am 01. Januar 2021 in Kraft trat.
  • Mütterrente: Die Kindererziehungszeiten für die Erziehung von vor 1992 geborenen Kindern wurden mit dem RV-Leistungsverbesserungsgesetz und dem RV-Leistungsverbesserungs- und -stabilisierungsgesetz von einem auf maximal zweieinhalb Jahre verlängert.
  • Leistungen zur Teilhabe: Ist die Erwerbsfähigkeit von Versicherten aus gesundheitlichen Gründen gefährdet oder beeinträchtigt, können sie Leistungen zur medizinischen Reha und Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben beantragen. (Quelle)

Das sind die Probleme der gesetzlichen Rente

Die Basis des Problems findet sich im Generationenvertrag. „Das ist die grundlegende Idee, auf der das soziale Sicherungssytem in Deutschland beruht: Die Idee war es, dass die vielen Kinder für die wenigen Rentner bezahlen. Solange es deutlich mehr Einzahler als Rentner gibt: kein Problem. Leider kippt dieses System mit den steigenden Renteneintritten um“, sagt Stephan Seidenfad, bAV-Experte und Geschäftsführer der von Buddenbrock Unternehmensgruppe.

In der Realität fangen hier die Probleme an:

  1. Die heutigen Rentner leben länger.
  2. Viele Berufsanfänger steigen später in das Berufsleben ein (längere Ausbildungszeiten).
  3. Dem Gros der Angestellten ist eine ausgeglichene Work-Life-Balance wichtig.
  4. Seit den Babyboomern folgen zu wenig Kinder (künftige Beitragszahler) auf immer mehr Empfänger. Dadurch entsteht eine Sackgasse.
  5. Die Beitragszahler investieren die Beiträge nicht in ihre eigene Rente; die gesetzliche Rente ist ein Umlageverfahren.

Die gute Nachricht vorweg: Die gesetzliche Rente ist sicher. Nicht der Höhe nach, aber ihrer Existenz nach. Jeder Beitragszahler wird nach seiner Erwerbstätigkeit irgendeine Rente erhalten. Durch folgende Faktoren verliert die Rente allerdings an Attraktivität:

  • Sie wird sehr wahrscheinlich deutlich niedriger sein als heutige Renten und/oder
  • sozialversicherungspflichtige Beschäftigte werden zukünftig deutlich später in Rente gehen. Außerdem müssen auf die Rente wahrscheinlich mehr Steuern bezahlt werden.

„Das wird für die aktuellen Arbeitnehmer nicht dadurch aufgefangen, dass zukünftig ein kleiner Teil der Rente in die Aktien-Rente fließen soll“, so der Experte.

So viel bleibt von der gesetzlichen Rente in etwa übrig

Monatliches Einkommen (brutto): 3500 Euro

Monatliches Einkommen (netto): ca. 2200 Euro (Steuerklasse 1), ca. 2600 Euro (Steuerklasse 3)

Prognostizierte gesetzliche Rente nach 45 Arbeitsjahren: rund 1300 Euro (netto)

„In diesem Beispiel – und das ist die Regel – würde der Angestellte als Rentenbetrag nur 50 Prozent dessen erhalten, was er in seiner Erwerbstätigkeit als Lohn bekommt. Optimisten würden argumentieren, dass dieser Betrag im Alter ausreichend ist, zum Beispiel durch die abgeschlossene Finanzierung eines Eigenheims. Die Realität sieht jedoch anders aus. Die meisten Menschen werden sich auf jeden Fall zusätzlich um eine private Altersvorsorge kümmern müssen.“

Die heutigen Rentenschätzungen lassen außer Betracht, wie die Realentwicklung in den nächsten Jahren ist. Schon im Jahr 2035 werden die einstigen Babyboomer in Rente sein. Das heißt, 20 Prozent der deutschen Arbeitnehmer, der Beitragszahler der deutschen Sicherungssysteme, werden Leistungsempfänger. „In unserem heutigen Rentensystem ist das final noch nicht eingespeist. Daher stammen auch die Debatten um die Rente mit 70 oder sogar später“, so der Experte.

Wie wird die gesetzliche Rente besteuert?

Die wichtigsten Fakten zur Besteuerung der Rente:

  • Der Gesetzgeber hat die Besteuerung der Rente ab 2005 neu geregelt. Die Grundlage hierfür bildete ein Urteil des Bundesverfassungsgesetzes von 2002, woraus das sogenannte „Alterseinkünftegesetz“ resultierte.
  • Renten aus der gesetzlichen Rente müssen künftig versteuert werden.
  • Die Höhe des Besteuerungsanteils hängt vom Jahr des Renteneintritts ab.
  • Bis zum Jahr 2040 steigt der Anteil jährlich an, bis 2040 100 Prozent der Rente besteuert werden muss.
  • Nicht nur auf die Rente der gesetzlichen Rentenversicherung fällt die Rentensteuer an, sondern auch die Bezüge aus der privaten Altersvorsorge, der betrieblichen Altersvorsorge, der Riester- und Rürup-Rente, der Erwerbsminderungsrente, der Hinterbliebenenrente, den Altersrenten aus landwirtschaftlichen Altersklassen und den umlagefinanzierten Zusatzversorgungsrenten müssen nachgelagert versteuert werden.
  • Rentner müssen nur Steuern zahlen, wenn ihre Gesamtsumme einen Grundfreibetrag überschreitet.
  • Mit Rentenbeginn im Jahr 2023 müssen Rentner 83 Prozent der Rentenzahlung versteuern.

Welche Alternativen zur gesetzlichen Rente gibt es?

Heute zahlen immer weniger Menschen in die gesetzliche Rente ein, während immer mehr Menschen die Beiträge beziehen. Aus diesem Grund lautet die Lösung: Eigenverantwortung. Sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer sollten ihren Fokus auf folgende Punkte setzen: 

  1. Sparen: „Es rentiert sich, früh mit dem Sparen anzufangen – notfalls auch mit kleinen Summen. Solange noch nicht viel Vermögen vorhanden ist, lohnt es sich, auch mal mit ETFs, Fonds oder ähnlichem zu experimentieren. Heißt: Sparer sollten versuchen, Rendite zu erzielen. Je länger die Laufzeit ist, bis sie in Rente gehen, desto mehr können sie sich in der Regel trauen.“
  2. Betriebsrente: „Arbeitgeber können ihren Mitarbeitern eine attraktive Betriebsrente anbieten. Besonders in Verbindung mit einem investmentorientierten Baustein ist diese Zusatzrente kaum zu toppen.“

Fazit: Die gesetzliche Rente ist keine sichere Bank

In seinem Amt als Arbeitsminister beteuerte CDU-Politiker Norbert Blum, die Rente sei sicher. Im Wahlkampf 1986 schmückte seine Aussage „Denn eins ist sicher: die Rente“ die Litfaßsäulen der Bundesrepublik. Die Entwicklung der Rente belehrte uns allerdings eines Besseren. Heute wissen wir, dass die gesetzliche Rente zwar sicher ist, aber für viele Menschen nicht ausreichen wird. Um den gewohnten Lebensstandard auch im Alter fortzuführen, ist eigenverantwortliche Altersvorsorge wichtiger denn je.

Um im Laufe des Erwerbslebens eine Sparsumme anzusammeln, eigenen sich Gehaltserhöhungen im besonderen Maße. Es lohnt sich, einen kleinen Teil abzugreifen und in eine Vorsorge zu investieren. „Weil man sich noch nicht an das höhere Gehalt gewöhnt hat, tut es nicht weh und wird helfen“, weiß Seidenfad.

Auch nachhaltige Anlagen eignen sich als Puffer für die Altersvorsorge „Es gibt Produkte, die am Anfang wenig attraktiv sind. Das können Kapitalanlageimmobilien, Investments in die betriebliche Altersvorsorge, fondsgebundene Rentenversicherungsprodukte oder auch Kapitalprodukte sein. Diese Anlagen sind am Ende spannender, als sie anfangs klingen. Vor allem aber gilt: Wer früher anfängt zu sparen beziehungsweise einzuzahlen, bekommt am Ende mehr raus.“

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Stephan Seidenfad

Geschäftsführer und Gründer Experte für die Themengebiete: bAV, Recht & Steuern, kAV, Digitale Lösungen und Absicherung

Stephan Seidenfad | von Buddenbrock

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