Männchen neben aufsteigend gestapelten Geldmünzen unter einem Schirm
Stephan Seidenfad

Betriebsrente: die wichtigsten Fakten für Arbeitnehmer

Die Betriebsrente stellt eine effektive Form der Altersvorsorge dar. Gerade in Hinblick auf die Versorgungslücke, die durch den demografischen Wandel entsteht, gewinnt die betriebliche Zusatzrente zunehmend an Bedeutung. Im folgenden Interview sprechen wir mit Stephan Seidenfad, bAV- Experte der von Buddenbrock Unternehmensgruppe, darüber, wie Arbeitnehmer die Betriebsrente von Anfang an richtig gestalten und worauf sie achten sollten, um damit ein Maximum an Performance zu erzielen.

Lohnt sich die Betriebsrente?

„Der wichtigste Punkt zuerst: Wenn Arbeitnehmer in die Betriebsrente einzahlen, dann ist das ein richtig guter Einstieg. Je früher sie damit anfangen, desto besser. Warum? Weil die Betriebsrente eine der effektivsten und sichersten Formen der Vorsorge ist. Wenn Arbeitnehmer die Betriebsrente richtig aufbauen und einen Arbeitgeber haben, der sie vernünftig unterstützt, dann ist die betriebliche Altersvorsorge in vielen Fällen effektiver als ein Fonds- oder ETF-Sparplan.“

Wie funktioniert Entgeltumwandlung?

„Die Direktversicherung ist der gängigste Durchführungsweg der betrieblichen Altersvorsorge. Gehen wir also davon aus, dass ein Arbeitgeber eine Direktversicherung anbietet und der Arbeitnehmer diese nutzt. Das bedeutet, der Arbeitnehmer wandelt Brutto-Entgelt aus seinem Gehalt um. Entgelt heißt:

  • Er nimmt 100 Euro und zahlt diese aus seinem Bruttoeinkommen in eine betriebliche Altersvorsorge.
  • Im Netto kostet ihn das lediglich 40 Euro. Warum? Weil er an diesen 100 Euro in der Regel Sozialabgaben und Steuern spart.
  • Zudem müssen Arbeitgeber seit dem 1. Januar 2019 in der Regel jeden neuen bAV-Entgeltumwandlungsvertrag mit mindestens 15 Prozent fördern (und seit 2022 auch Altverträge, sofern es sich um DV, PK oder Pensionsfonds handelt), sofern sie keine Top-Verdiener sind (dann wird aus dem MUSS ein SOLLTE).

Zusammengefasst ist das Sparen aus dem Bruttoeinkommen effektiver als das Sparen aus dem Nettoeinkommen.“

Was wird alles von der Betriebsrente abgezogen?

„Die Betriebsrente unterliegt der sogenannten nachgelagerten Besteuerung. Das heißt: Im Rentenbezug muss der Arbeitnehmer die bAV wie auch die gesetzliche Rente versteuern. Die Idee dahinter: Die Bezüge aus der gesetzlichen Rente sind in aller Regel deutlich niedriger als das vorherige Gehalt, sodass die Steuerlast im Alter deutlich sinkt. Man spart also in der Regel deutlich weniger Steuern als man vorher gespart hat.

Dazu kommen nach dem Abzug des Freibetrages (aktuell 169,75 €) noch Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung (keine zusätzlichen für Privatversicherte) und ein Abschlag für die Pflegeversicherung. Durch die Förderung und die Gestaltung geht dieses Geschäft in nahezu allen Fällen sehr positiv für den Betriebsrentner aus.“

Was besagt die Einstandspflicht in der bAV?

„Das bedeutet, es müssen Garantien abgebildet werden. Der Arbeitgeber ist in dem Moment, wenn der Arbeitnehmer Entgelt umwandelt, in der sogenannten Einstandspflicht. Einstandspflicht bedeutet: Das, was Arbeitnehmern versprochen wurde als Mindestleistung, muss auch bei ihnen ankommen – selbst dann, wenn ein etwaiges Investment dahinter nicht performt hat. Die meisten Arbeitgeber lösen dieses Problem, indem sie ein Produkt von einem Versicherer wählen, der bereits gewisse Garantien abbildet.

Ein zentraler und oft übersehener Faktor: Das bAV-Produkt sollte über eine hohe Investment-Komponente verfügen, die im Risiko durch die Garantien abgefedert wird. Besonders Arbeitnehmer bis 50 Jahre profitieren von der langen Laufzeit des Investments, in der sie Renditen, Zinseszins-Effekte etc. mitnehmen und die Performance vom Kapitalmarkt für sich vereinnahmen. Gerade in der Energiekrise oder in der Inflation ist das wichtig.“

Was sind die Bausteine der Betriebsrente?

„Um die Betriebsrente optimal zu gestalten, sollten Arbeitnehmer:

  1. so früh wie möglich anfangen,
  2. die bAV dynamisch an ihr Einkommen anpassen, gerade bei Lohnerhöhungen (Damit findet ein entsprechender Inflationsausgleich statt),
  3. beim Arbeitgeber darauf achten, dass die bAV oder zumindest das angesparte Kapital mit ihm umziehen kann,
  4. ihre Investments im Auge haben oder dafür einen Berater beauftragen und
  5. darauf achten, dass es eine starke Investmentkomponente gibt und nicht nur eine Überschussverwendung, die in Investments landet und damit kaum Performance liefern kann.“

Was sollten Arbeitnehmer bei der Betriebsrente beachten?

„Zunächst unterstelle ich Folgendes:

  • Der Arbeitnehmer wandelt Entgelt um,
  • der Arbeitgeber fördert die Betriebsrente des Arbeitnehmers,
  • der Arbeitnehmer hat gemeinsam mit seinem Arbeitgeber das richtige Produkt ausgewählt, im besten Fall ein Investment-Produkt.

Sind diese Faktoren gegeben, sollte die Betriebsrente als langwieriges Produkt fortlaufend bespart werden. Natürlich ist Sparen nie sexy, aber mit der Betriebsrente hat der Arbeitnehmer die effektivste Form des Sparens ausgewählt – mit einer hohen Sicherheit, wenig Schwankungen und gesicherten Einnahmen.“

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Stephan Seidenfad

Geschäftsführer und Gründer Experte für die Themengebiete: bAV, Recht & Steuern, kAV, Digitale Lösungen und Absicherung

Stephan Seidenfad | von Buddenbrock

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